Wieviel und welche Theologie braucht der Religionsunterricht? Religionspädagogischer Abend des Bistums Essen 2023

Der Religionspädagogische Abend des Bistums Essen 2023 widmete sich der Frage: Wieviel und welche Theologie braucht der Religionsunterricht? Bei einem Podiumsgespräch konnte ich zu dieser Frage meine Perspektive zum Religionsunterricht am Berufskolleg einbringen.

Nach einem einleitenden Impulsvortrag von Prof. Dr. Oliver Reis von der Universität Paderborn moderierte Dr. Paul Rulands vom Institut für Lehrerfortbildung (IFL) in Essen das Podiumsgespräch mit Prof. Reis, Bischof Dr. Overbeck und mir. Meine These: Der Religionsunterricht (am Berufskolleg) braucht vor allem Inkarnationstheologie. Ich plädiere damit nicht für einen Primat wissenschaftlicher oder lehramtlicher Theologie, sondern für eine Haltung der Religionslehrkraft: Das göttliche Wort ist auch heute mitten unter den Menschen, mitten unter den Schülerinnen und Schülern, auch mitten in ihrer Säkularität und Pluralität.

Inkarnationstheologie im Religionsunterricht, das bedeutet: Lebensrelevanz. Um Lebensrelevanz ging es auch Jesus, wenn er in seinen Gleichnissen vom Reich Gottes Bilder aus der Lebenswelt seiner Zuhörerinnen und Zuhörer nutze oder Menschen, die von ihm geheilt werden wollten, fragte: "Was willst Du, dass ich Dir tue"? Was brauchst Du eigentlich?

Inkarnationstheologie im Religionsunterricht, das bedeutet: Religionsunterricht produziert kein totes Wissen, sondern motiviert im Sinne der Handlungsorientierung zum Tun. Um das Tun ging es auch Jesus, wenn er beim Gleichnis vom Barmherzigen Samariter seine Zuhörerinnen und Zuhörer z.B. dazu auffordert: "Geh, und handle genauso."  

Wenn es in einer solchen Weise um Lebensrelevantes und Handlungsorientierung geht, dann geht es im Religionsunterricht um Angebote: Kann ich mit Religion Berufswelt, meinen beruflichen Alltag gestalten? Und: Kann ich mit Religion mein Leben gestalten? Denn bei aller Berufsorientierung sind auch Schülerinnen und Schüler Menschen, die ihr Leben führen. Kann ich Biografiegewinne mit Religion erzielen?
Wie viel von welcher Theologie braucht also der Religionsunterricht (am Berufskolleg)? Ganz viel Inkarnationstheologie. Als persönliche Haltung der Lehrkraft, als Respekt vor den Schülerinnen und Schülern und ihren persönlichen Sichtweisen auf Religion und auf Gott und natürlich auch als Folie für die Auswahl von Themen. Denn damit sich Schülerinnen und Schüler in einem Religionsunterricht mit Angebotscharakter positionieren können und dabei auch die Verbindlichkeit religiöser Ansprüche wahrnehmen können und sich von ihnen herausfordern lassen, braucht es profunde inhaltliche Kenntnisse.

 

Bilder: © Bistum Essen

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