Was bedeutet Religionslehrenden an berufsbildenden Schulen Spiritualität? Welche Spiritualität haben sie selbst? Wo gibt es Orte, an denen sie Spiritualität leben und ihrer eigenen Sehnsucht auf die Spur kommen können – angesichts der Tatsache, dass Lehrkräfte in ihrer Wohnortgemeinde zunehmend keine Heimat mehr finden und spirituell heimatlos werden? Und kann Spiritualität ein Thema für den Religionsunterricht sein? Diesen und ähnlichen Fragen widmete sich die Jahrestagung der katholischen Religionslehrenden an beruflichen Schulen im Bistum Essen, die unter dem Titel "Christliche Spiritualität – eine Entdeckungsreise im Jahr 2022" am 17./18. November 2022 in der Akademie Die Wolfsburg in Mülheim an der Ruhr stattfand.
Im Rahmen dieser Jahrestagung bestritt ich zusammen mit Dr. Rita Müller-Fieberg vom IfL Essen eine Einheit
zur Geistlichen Schriftauslegung. Nach einem Vortrag von Frau Dr. Müller-Fieberg zur Bibel als Quelle der Spiritualität und einem Impuls zum Konzept Geistlicher Schriftauslegung des Kirchenvaters
Origenes praktizierten wir anhand der biblischen Perikope des Gesprächs Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4) lectio divina. Anhand von "Leseschlüsseln" fragten wir nach dem
Verständnis der Textstelle. Die Frau am Jakobsbrunnen erscheint als durstige Frau, die so verwandelt wird, dass sie lebendiges Wasser ausschenken kann. Sie lässt ihren Krug stehen und
wird zur "Apostelin" für die Menschen in der Stadt, was ein zentraler Gedanke der Geistlichen Schriftauslegung des Origenes ist. Von daher kamen wir auf die Spur danach zu fragen, was der
Text im Hinblick auf die eigene Spiritualität und Profession als Religionslehrkraft und über ihr Verhältnis zueinander zum Ausdruck bringt. Ein spannender Nachmittag, der deutlich
macht, welche Potentiale Bibel und Geistliche Schriftauslegung für die persönliche Spiritualität von Religionslehrenden bergen und wie anregend es ist, sich über unterrichtliche
Verwendungsmöglichkeiten Gedanken zu machen.
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