Können Schülerinnen und Schüler etwas von der Geschichte des Mönchtums lernen? Wenn es gelingt, das Thema lebensweltbezogen im Blick auf die Situation der Schülerinnen und Schüler zu beziehen, schon – so waren sich die Teilnehmer einig. Ziel eines kirchengeschichtlichen Religionsunterrichts ist es, mit Schülerinnen und Schülern der Frage nachzugehen, was christliches Lebenskonzept ist und was christliche Identität ausmacht. Gerade für diese Frage bietet das Thema Mönchtum mit dem spezifischen Lebenskonzept von Ordenschristen eine Menge Möglichkeiten. Denn in der Geschichte des Mönchtums lassen sich viele Persönlichkeiten finden, die mit ihrer Vorstellung von Nachfolge Jesu interessante Anstöße zu geben vermögen, um eigene Lebenskonzepte zu hinterfragen. Klöster als "AndersOrte" christlichen Lebens ermöglichen aber nicht nur spannende Zeitreisen in die Geschichte, sondern auch heute noch den Kontakt zu Menschen, für die eine christliche Existenz und ein christliches Leben nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.
Am Beispiel des Franz von Assisi wurden ganz konkret Chancen, aber auch Herausforderungen einer unterrichtlichen Thematisierung deutlich. So kann z.B. der Verzicht auf sein Erbe und die Abkehr von seinem Vater im Frühjahr 1207 Anlass sein, über eigene Lebensziele nachzudenken. Welche Rolle spielt dabei die Familie? Was ist, wenn die Familie die eigene Entscheidung nicht verstehen oder akzeptieren kann? Wie weit muss ich dann gehen? Wie weit darf ich gehen? Wie viel Radikalität erfordert christliches Leben? Aber wo geht sie zu weit? Weiterhin kann der spezifische Umgang des Franziskus mit der Schöpfung viele Impulse für die Bewahrung der Schöpfung in Zeiten der gegenwärtigen Klimakrise geben. Schließlich bietet die Auseinandersetzung mit den Fragen von Armut und Reichtum die Möglichkeit, eigene Wertvorstellungen und gesellschaftliche Herausforderungen in den Blick zu nehmen. Wie gehen Gesellschaft und Kirche mit dem Thema Armut um? Was bedeutet das franziskanische Armutsideal unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts? Wie gehen Schülerinnen und Schüler, die selbst arm leben müssen – im Ruhrgebiet wächst inzwischen jedes vierte Kind unter den Bedingungen von Hartz IV auf – mit Franz von Assisi und seiner radikalen Lebensentscheidung um?
Am Ende des Studientages wurde deutlich, wie kreativ und lebendig Kirchengeschichte im Religionsunterricht sein kann – und wie wichtig im Rahmen der religiösem Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern.
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